Die Zeit der Daliat
Die frühe Zeit
Der Stamm der Daliat ging 3481 aus einigen abtrünnigen Sippen des Stammes der Goria hervor. Zunächst hatten die Daliat keinen leichten Stand, da nicht nur die Goria den kleinen Stamm erobern wollten. Mehrfach entging der Stamm nur knapp einer Eingliederung in einen Nachbarstamm, besonders knapp war es 3547, als der Stamm der Karello es schaffte, eine Daliat-Sippe zum Überlaufen zu bringen.
Ab etwa 3600 allerdings waren die Daliat militärisch gefestigt, 3622 eroberten sie den ersten Nachbarstaat im Norden. Das an sich unbedeutende Lúyán auf der kleinen keraitischen Anhöhe, an der Quelle des Simud, wurde gezielt ausgewählt, um die daliatische Wasserversorgung zu verbessern.
Innerhalb der nächsten zehn Jahre wurden mehrere Aquädukte gebaut und ein Abwassersystem eingeführt. Nicht nur für die Daliat in der Wüste, sondern auch für die eroberten neuen Daliat auf der Anhöhe verbesserte sich der Lebensstandard massiv und Krankheiten gingen deutlich zurück.
Die erste Expansion
Während die Bewohner des ehemaligen Lúyán als sippenstrukturierte Gesellschaft uneingeschränkte Bürgerrechte hatten, blieb dieses Privileg den nächsten eroberten Nachbarn im Norden und Nordwesten vorenthalten. Dies ermöglichte eine wirtschaftliche Ausnutzung, die es innerhalb der Sippenstruktur nicht gegeben hatte. Eroberte wurden in die daliatischen Kerngebiete verschleppt, um dort zu arbeiten. Dadurch war es den Daliat möglich, sich stark auf Militär und Kampfmagie zu konzentrieren, was wiederum die weitere Expansion ermöglichte.
Ab 4122 wird allgemein nicht mehr vom Stamm der Daliat, sondern vom Reich der Daliat gesprochen, da der Fürst zu diesem Zeitpunkt begann, das Reich in Provinzen zu gliedern und diese an die Sippenführer zu verteilen. Zuvor hingegen hatte es in jeder größeren Siedlung einen daliatischen Repräsentanten gegeben, während die Zugehörigkeit des Umlandes eher lose und veränderlich gewesen war. Während die Repräsentanten verpflichtet gewesen waren, die gesamten Steuereinnahmen an den Fürst abzuliefern, durften die Provinzfürsten ein Drittel behalten.
Die Expansion nach Süden
Mit dieser Umwandlung wurde es einfacher, Stämme einzugliedern. Der daliatische Fürst musste sich nicht, wie ein Stammesfürst, um die Belange der Stammesangehörigen kümmern, sondern delegierte diese Aufgabe an den Provinzfürsten. In eroberten Stämmen wurde diese Aufgabe oft dem ehemaligen Fürsten aufgetragen, womit sich für den Stamm im Alltag zunächst wenig veränderte.
Über die Zeit hinweg allerdings wurden die Stammesgesellschaften an das daliatische Reich angepasst. Zunehmend wurden Gesetze erlassen, die das Leben in den eroberten Sippen veränderte. So wurde die Wasseraufbereitung verpflichtend, allerdings wurden auch die Steuern erhöht.
4224 waren alle Stämme bis auf die westlichsten, Domava und Naltan, erobert. Diese beiden Stämme sollten sich, gemeinsam mit ihrem westlichen Nachbarn, dem jungen mirantischen Staat Caithrala, noch gut 500 Jahre behaupten.
Der Konflikt mit Idres
Bereits seit den ersten Eroberungen der Daliat war der Nachbarstaat Idres, das sich auf der mittleren und der hohen keraitischen Anhöhe befand, wachsam. Über lange Zeit gab es immer wieder Grenzstreitigkeiten, 4190 erlangten die Daliat schließlich die Kontrolle über die mittlere keraitische Anhöhe. Die Verteidigung der hohen keraitischen Anhöhe war allerdings zu stark, dass die Daliat sich zunächst anderen Zielen zuwandten, um die knappgewordenen Ressourcen wieder aufzustocken.
Erst 4328 versuchte sich das Reich der Daliat wieder ernsthaft an Idres, scheiterte zwar im Kampf, konnte die idresischen Hauptlager aber durch Unterstützer aus dem idresischen Adel einnehmen. Zwei Jahre später unterwarfen sich auch die letzten im Land verstreuten Adelshäupter, der Adel wurde in eine Sippengesellschaft umgewandelt und den daliatischen Sippen gleichgestellt, jeder nichtadelige idresische Bürger durfte sich der Sippe eines seiner Adelshäupter anschließen.
Das Verhältnis zu Sepula
Bereits früh hatte Sepula begonnen, nachgeborene Kaiserintöchter in die daliatische Fürstensippe zu verheiraten. Gemeinsam mit einem Nichtangriffspakt, von dem Sepula allerdings nicht allzuviel erhoffte, führte dies tatsächlich dazu, dass das Land zwischen Sand und Meer meist unbehelligt blieb, selbst als das daliatische Reich und Sepula ab 4191 eine gemeinsame Grenze hatten.
Möglicherweise erhoffte sich der daliatische Fürst, dass früher oder später eine dieser Bräute Kaiserin von Sepula würde und somit daliatische Kontrolle über Sepula erlaubte. Dies war nach sepulanischem Recht natürlich unmöglich, da die früheren sepulanischen Kaiserinnen durchaus noch lebten und aus ihrer Versteinerung geholt werden konnten, um wieder zu regieren und natürlich auch eine Kaiserinerbin ältesten Rechtes zu gebären.
Der daliatische Fürst Sagara allerdings sah einen Anspruch seiner Sippe auf die sepulanische Krone und eroberte bis zum Jahre 4354 das heftig Widerstand leistende Land in einem blutigen Krieg. Sepula wurde dem Reich der Daliat als Provinz von Rechtlosen eingegliedert, einzig die Kaiserinfamilie bekam den Status einer Sippe zugesprochen.
Der Zauber, um die versteinerten Kaiserinnen zu erwecken, ist seitdem vergessen, da die meisten Magier bei der Eroberung zu Tode kamen und die Bibliothek der Hauptstadt niedergebrannt wurde.
Umweg nach und Ankunft im Westen
Als das daliatische Reich sich 4311 die meisten Kleinstaaten im Dilnotal einverleibt hatte, wandte es sich von dort aus nach Westen. Der das Anassatal und das Tal des Kdassa-zo umfassende Staat Kasso verlor zunächst einiges Gebiet im Süden, konnte aber 4329, als das daliatische Militär in Idres gebunden war, einen beachtlichen Sieg erringen und fast alles Gebiet zurückerobern.
Die kassischen Grenzen wurden durch Truppen aus dem südlichen Nachbarn Niyato sowie aus Caithrala im mirantischen Becken verstärkt, es wurden auch unzählige Wachtürme und Palisaden errichtet. Als 4370 allerdings im daliatischen Kernland der Kompositbogen erfunden wird, fallen die Grenzen nach Kass und wenig später auch Niyato. Nur das Anassa-Quellgebiet konnte sich noch einige Jahre behaupten.
Caithralas Verteidigung war für die daliatischen Truppen allerdings zu stark, über mehrere Jahre wurden angreifende Armeen gründlich aufgerieben. Schließlich entschlossen sich die Daliat, zunächst die Kleinstaaten im Südwestland zu erobern, was ihnen nicht schwer fiel. 4467 überfielen die Daliat von dort aus den zu Caithrala gehörenden Unterlauf des Varisa und gewannen das Mündungsgebiet. In den nächsten Jahren folgten das Selone-Tal und schließlich das obere Varisatal, womit Caithrala auf den See Miranta und dessen Zuläufe verkleinert wurde. Dieses Gebiet verteidigte der nun viel kleinere Staat allerdings verbissen und gewann Teile des Varisatals zeitweise auch wieder zurück.
Schlussendlich wurde Caithrala 4792 dem daliatischen Reich doch noch einverleibt, etwa zur selben Zeit kapitulierten auch die letzten beiden Stämme, die Domava und die Naltan.
Damit umfasste das daliatische Reich die ganze Insel. Nur die Unterwasserstaaten in Tabos und Ivene waren für luftatmende Wesen natürlich weiterhin unerreichbar. Die Tiefen der Miranta hatten zu Caithrala gehört und zählten nun formell zum Reich der Daliat, wenngleich die mirantischen Saviaten sich tatsächlich von den Daliat nichts vorschreiben ließen.
Das Großreich
Ein so großes Reich zu verwalten war nicht einfach. Das frühere System aus Provinzfürsten brachte oft das Problem mit sich, dass abgelegene Provinzen versuchten, die Unabhängigkeit zu erlangen. Oft wurden die Provinzen durch neue Entwicklungen wie der kristallgestützten Magieblockade, dem Donnerschützerzauber, Segelschiffen oder Wagenfederungen davon abgehalten, das im gesamten sehr fortschrittliche und fortschrittsfreundliche Reich zu verlassen. Zudem waren etliche Annehmlichkeiten nur im Reich zu leisten, vor allem die Wasserversorgung und das reichsfinanzierte Gesundheitssystem.
Nichtsdestotrotz versuchten beispielsweise das Quellgebiet des Anassa, das Ne-Flussgebiet im Vatergebirge oder das Mündungsgebiet der Dilno wiederholt, sich vom Reich loszusagen, und wurden militärisch wieder auf Linie gebracht. Diese Probleme führten dazu, dass Fürst Midai Imvra Sksu sich 4761 zum Kaiser erhob und seine Brüder als Hochfürsten einsetzte, die jeweils mehrere Provinzen kontrollierten.
Das Inselreich und dessen Ende
Ohne Grenzen und mit einer weniger flachen Hierarchie war es leichter, das Reich zu kontrollieren. Auch die Tatsache, dass Wehrverpflichtungen selten geworden waren, half, das Volk bei Laune zu halten. Die daliatischen Kaiser förderten Wissenschaft und Kunst und waren zunehmend auch in erst kürzlich eroberten Gebieten beliebt.
Einige wenige Gegenden hielten ihre eigene Identität weiterhin hoch genug, um eine Abspaltung zu versuchen. Ein besonders großer Aufstand an der Ostküste wurde 5022 ungewöhnlich blutig niedergeschlagen, was das Ende des Daliat-Reiches einleiten sollte. Aufstände auf der ganzen Insel beutelten das Reich, auch die Saviaten aus den Tiefen der Miranta griffen das daliatische Reich an. Einige kurzzeitig erfolgreiche Abspaltungen wurden vom Reich zwar bald zurückerobert, dennoch wurde im Quellgebiet des Anassa 5150 der kleine Staat Nay gegründet, der das daliatische Reich überdauern sollte.
Die inneren Unruhen nahmen weiter zu, die meisten Sippen stellten sich gegen den Kaiser, schlussendlich auch einige seiner Brüder. Ab 5207 brachen mehr und mehr kleine Staaten vom Reich ab, 5212 schließlich war es völlig zerbrochen. Die daliatische Kaiserfamilie konnte in keinem der Folgestaaten Regierungsmacht erlangen, durch die Wirren der kleinen Zersplitterung ist nicht einmal klar, ob überhaupt ein Mitglied der Familie den Fall des daliatischen Inselreiches überlebt hat.